V. D. Blokk lebt seit sieben Jahren in Berlin und ist seit dem auch als Künstler tätig. Und seit kurzem ist er auch beim Keep Berlin Weird Kollektiv dabei. Grund genug für uns den gebürtigen Chemnitzer einmal etwas ausführlicher zu dem was er macht zu befragen.

KBW: Du bist bekannt für Deine Tischszenen. Was hat Dich dazu inspiriert, dass diese einen Grossteil Deiner Kunst ausmachen?

V. D. Blokk: Ich beobachte gerne Menschen und schaue mir ihre Interaktion an. Und ich liebe es wenn ich dabei besondere Momente erleben darf. Oftmals mache ich dann schnell eine Skizze und übernehme solche Momente für meine Bilder.

Außerdem gehe ich gerne in Cafés oder Kneipen wo man an Tischen sitzt und wo Menschen Geselligkeit erleben. Diese Geselligkeit versuche ich auch in meinen Bildern rüberzubringen.

KBW: Wie gehst Du denn bei der Schaffung Deiner Bilder vor?

V. D. Blokk: Also erst grundiere ich die Leinwand und dann skizziere ich meine Ideen. Die Köpfe kreide ich als Ovale an. Dann kommt ein skizzenhafter Farbauftrag dazu. Und dann male ich den Rest.

KBW: Weißt Du denn zu Beginn schon genau wie das finale Bild aussehen soll oder kommen Dir Deine Ideen spontan?

V. D. Blokk: Welche Personen ich male weiß ich eigentlich schon vorher. In meinen Bildern kommen ja sowieso meist die gleichen Menschen vor. Es gibt da familiäre und emotionale Aspekte die ich durch meine Malerei immer wieder bearbeite.

Der Rest passiert dann aber eigentlich spontan und ich mache mir da weniger Gedanken sondern mir muss einfach gefallen was ich male. Sonst übermale ich das auch gleich wieder. Also was auf den Tischen liegt fällt mir meist spontan ein. Ob ein Stück Fleisch, Brathähnchen oder eine Blume. Da lasse ich mich von dem Moment inspirieren. Ehrlich gesagt weiß ich selbst oftmals gar nicht warum ich die Dinge so zeichne wie ich sie zeichne (lacht). So waren früher die Augen von meinen Charakteren meist geschlossen, inzwischen sind sie meist offen. Mal hat mir jemand unterstellt, dass ich die Figuren, insbesondere Frauen, mit geschlossenen Augen zeichne, weil sie ihre Augen vor der Realität verschließen. Aber soweit geht das bei mir nicht. Ich habe keine politische Message in meinen Bildern. Gefühle rüberzubringen ist mir da schon viel wichtiger.

Wer Lust hat sich mal anzuschauen wie ich vorgehe kann sich das ja mal auf Youtube anschauen, da gibt es eine Zeitraffer-Aufnahme von einem meiner Bilder in der Entstehung:

KBW: Wie sieht es denn mit dem Setting Deiner Tischszenen aus? Mal spielen sie am Tag, mal in der dunklen Nacht.

V. D. Blokk: Ja, bei mir gibt es zum Beispiel Tagesaufnahmen mit bunten Hintergründen wie ein feierlicher Tisch zum Osterfest aber in letzter Zeit gehe ich durch eine Phase von eher dunkleren Aufnahmen bei Nacht.

KBW: Wieso das?

V. D. Blokk: Ich selbst bin auch ziemlich nachtaktiv und bin gerne in dunklen und schummrigen Kneipen, so wie etwa die Willi Moeller’s Holz Kohle Bar in Neukölln in der ich ja auch gerade ausgestellt habe. Außerdem finde ich Melancholie und auch negative Aspekte gehören zum Leben dazu. Und in den dunklen Bildern denke ich kann man besser Zugang zu solchen Situationen finden.

Zudem waren auch meine letzten Ausstellungen eher in dunklen Cafes und Bars, wie eben der Willi Moeller’s Holz Kohle Bar oder davor in der Brezelbar in Kreuzberg. Da passten dann einfach dunkle und melancholische Bilder besser rein.

KBW: Du bist ja auch dafür bekannt, dass Du öfters Auftragsarbeiten annimmst. Wie muss man sich das denn vorstellen?

V. D. Blokk: Ja ich bekomme relativ viele Anfragen von Paaren und Familien, die mir Bilder von sich schicken und die ich dann in meinem Stil umsetze. Die Leute haben meist relativ klare Vorstellungen, ob sie etwa ein Tag- oder Nacht-Bild haben möchten und welche Gegenstände auf den Tischen liegen sollen.

KBW: Also die Personen sitzen dann dort auch stets am Tisch?

V. D. Blokk: Ja, tatsächlich. Ganz selten mache ich noch Portraits ohne Tisch aber der Tisch ist ja halt schon irgendwie mein Markenzeichen und deshalb auch meistens dabei.

KBW: Ich denke wir dürfen hier ja verraten, dass V. D. Blokk nicht Dein richtiger Name ist. Wie bist Du denn auf Deinen Künstlernamen gekommen?

V. D. Blokk: Das V steht für Veldt, welches die alte Bezeichnung einer südafrikanischen Graslandschaft oder Steppe ist. Ich stelle mir also eine Savanne vor und in der Mitte liegt ein großer Betonblock der da eigentlich gar nicht reingehört und trotzdem die Steppe dominiert. Dieses Gedanken-Bild hat mir gefallen und deshalb hab ich dann diesen Namen ausgewählt.

KBW: Welche Materialien verwendest Du denn für Deine Gemälde am liebsten?

V. D. Blokk: Seit etwa einem Jahr arbeite ich fast nur noch mit Öl. Ich finde meine Bilder wirken einfach mit Öl am schönsten.

Ökologisches Denken ist für mich auch sehr wichtig. Deshalb nähe ich oft alte Leinentücher zusammen und spanne sie dann auf einen Keilrahmen. Alte Mangeltücher sind besonders gut gepresst und die sind deshalb besonders geeignet. Sie tragen auch die Geschichte aus den 50iger und 60iger Jahren in meine Bilder. Das ist einer meiner absoluten Lieblingsuntergründe zum arbeiten.

Überhaupt liebe ich es alte Materialien zum Leben zu bringen. Das sieht man auch oft an den Rahmen die ich verwende, die sind oft auch gebraucht und geben meinen Bildern einen speziellen Charakter.

KBW: Was machst Du denn noch außer Gemälde?

Ich arbeite auch als Illustrator und mache Dinge wie CD Cover, Visitenkarten, Plakate für Musiker, Postkarten, Hochzeitseinladungen. Auch Trauerkarten sind dabei, da mir das Thema sehr wichtig ist. In einem Sporthotel habe ich auch schon mal ein Zimmer gestaltet und für das Meininger Hotel in Berlin in der Oranienburger Str. hab ich eine Tapete designed.

KBW: Und auch Deine Jahreskalender sind ja bei Deinen Fans sehr begehrt.

V. D. Blokk: Ja, das ist wahr. Und das macht mir auch immer sehr viel Spaß die zu gestalten. Leider gab es 2015 keinen aber 2016 gibts auf jeden Fall wieder einen.

KBW: Früher hast Du ja auch Schmuck gemacht. Du wurdest ja sogar damit mal in der Elle gefeatured.

V. D. Blokk: Ja, allerdings mache ich das nur noch sehr selten, wenn mir mal eine Idee kommt die nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Ansonsten versuche ich das Hauptaugenmerk auf meine Bilder zu legen. Die Malerei ist mir einfach am wichtigsten.

Wir bedanken uns bei V. D. Blokk für dieses Interview. Einige ausgewählte Bilder von V. D. Blokk sind auch im V. D. Blokk Shop bei Keep Berlin Weird erhältlich.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von V. D. Blokk.
Das Interview mit V. D. Blokk führte Anna-Lena Kubina.

V. D. Blokk, Jahrgang 1986, ist Berliner Künstler und Maler. Bekannt geworden ist er für seine Tischszenen die er auf unterschiedlichen Formaten vom Ölgemälde über Zeichnungen bis hin zur Postkarte immer wieder mit unterschiedlichen Charakteren und in unterschiedlichen Situationen darstellt:

V. D. Blokks Malereien beschreiben zufällige Begebenheiten, so schlichte und profane wie eine Tischgesellschaft und doch so unwahrscheinliche, wie die Personen, die dort zusammentreffen. Auf den gesammelten oder gefundenen Landkarten, alten Leinen oder Treibhölzern, die V. D. Blokk als Malgrund dienen, finden sich scheinbar zufällig gemischte Individuen zu befremdlichen Gesellschaften zusammen. Resignierte Gestalten mit tiefen Augenringen sitzen neben rotwangigen Mädchen, tätowierten Seemännern, traurigen Clowns oder dem bärtigen König. Trotz feierlichen Anlässen will keine Feststimmung aufkommen. Die Figuren blicken den Betrachter ratlos an, manchmal heiter, manchmal melancholisch und bleiben in ihrer Isolation. Verstärkt wird dies durch den minimalistisch und unbestimmt belassenen Hintergrund und die einsamen Accessoires. Durch den skizzenhaften Farbauftrag ergibt sich V. D. Blokks wiedererkennbar grafischer Stil, mit dem er gelungen alltägliche Situationen und doch verwunderliche Stimmungen der portraitierten Personen einzufangen vermag.

   – R. Tomal